Norwegen Teil 2

Skagen – Stangholmen – Arendal  110 Sm (20.09.-21.09.2017)

Um 05:45 Uhr wird das Schiff wach. Die 2. und 3. Wache macht sich startklar zum Ablegen.
Jetzt bin ich eh wach. Dann kann ich auch den Kaffee für die Decksmannschaft kochen.
Der Ableger geht ruhig und mit leisen Kommandos von Thomas vonstatten.
Nachdem bereits alles im Dinghi verstaut ist, Fender, Fenderbretter, Festmacher und Schutzschürze hier ihren Platz gefunden haben, geht im Vorhafen das Großsegel hoch und der Peter geht mit halber Kraft voraus und mit Segelunterstützung aus dem Hafen. Kaum sind wir frei von der Einfahrt, bilden Klüver und Fock die Vorsegelgarderobe.

Nach drei oder waren es vier Wenden haben wir uns vom Kap und den Flachwasserbereich freigekreuzt. Nach der nördlichen Kardinaltonne legen wir 315° an und haben 75 Seemeilen freies Wasser im Skagerrak vor dem Bug. Der Wind ist mit 15 Knoten aus Nordost ideal für den Absprung nach Norwegen. Wir sind mit 7-8 Knoten durchs Wasser und  bis zu 9 Knoten über Grund unterwegs.

Der Kurs liegt an. Die Mannschaft kommt zum Frühstück in den Salon und ich verhole mich nochmals in die Koje.

Meine Wache zieht um 09:00 Uhr mit eingeschränkter Personenzahl auf. Ingo meldet sich mit blassem Gesicht ab. Das Steuern in der Dünung mit dem Raumschotwind erfordert die volle Konzentration. Der Peter ist ein Langkieler, der immer wieder „überredet“ werden muss, die Kurslinie geradlinig zu halten. Die Steuerfrau oder der Steuermann sollte durch ein Gespräch nicht abgelenkt werden und so vergeht unsere Wache sehr ruhig.

Nach und nach tauchen die Gesichter der Freiwachen im Niedergang auf. Die Sonne scheint und das Lee Deck und das Cockpit füllt sich zur Mittagszeit mit den Mitseglern.

Aus den Resten vom Schellfisch, Thunfisch aus der Dose im Wasser eingelegt, angeschwitztem Gemüse und Brühe, geht die Fischsuppe an die hungrigen Abnehmer in der Plicht.

Wir setzen das Besanstag
Segel (Obelix Unterhose), um die 8 Knoten Fahrt weiterhin im Schiff zu halten

Kaum haben wir abgeräumt ruft das Schiff, der „Peter“,  nach einem Reff, das wir in das Groß einbinden.

Jetzt haben wir die Hälfte der Distanz erreicht. Geplante Ankunft an der Ansteuerung in Norwegen wird zur Kaffeezeit sein. Wir haben aber nicht mit den Launen des Windes gerechnet. Aus den 4-5 aus Nordost wird nach einem kurzen Dreher auf Ost wieder ein Nordost mit nur noch 3 Beaufort.

Es entbrennt eine kurze Diskussion, wie die Geschwindigkeit zu halten ist. Spi hoch; Genua 1 und ausbaumen oder die Segelgarderobe lassen und höher an den Wind gehen, um schneller zu werden. Die Entscheidung fällt Thomas und Hanneke nach 2 kurzen Böen leicht. Die Besegelung bleibt, wir luven an und steuern den Stangholmen an.

Thomas hat eine traumhafte Ankerbucht im Havneguiden 2 entdeckt, die einstimmig angenommen wird. Das Bild im Buch überzeugt uns alle, um hier die Nacht vor Anker zu verbringen.

Vor der Einfahrt in den Schärengarten bergen wir die Segel und starten die Maschine. Mittlerweile ist es doch schon 18:00 Uhr geworden und die Backschaft macht sich in der Pantry breit. Heute stehen Spaghetti a la Bolognese auf dem Speiseplan.
Der Schärenkrimi beginnt. Wo ist die rote Tonne? Die grüne haben wir gesichtet und nehmen Kurs in den Sandnesfjorden hinein.

Im Slalom geht es um die Schären und den schwimmenden „Walrücken“; zumindest sehen einige kleinen Schären so aus. Nach gut 3 Seemeilen erreichen wir die Traumbucht mit Wasserfall mit Namen „Ämland“.

Nach einer Runde um den angepeilten Ankergrund fällt das Eisen auf 9 m Wassertiefe. Hanneke steckt 45 m Kette und Thomas buddelt den Anker mit minimaler Motorkraft ein.

Wir begießen den Anleger nach 88 Sm mit GT und können uns nicht sattsehen an der natürlichen Schönheit der Natur.

Der Duft aus der Pantry lockt selbst die hartgesottenen unter uns in den beheizten Salon. Das Bolognese mit Möhren im Sugo begeistert alle. Danke an die Backschaft von Erich und Ingo. Der GT löst unsere Zungen und die Anweisung zur Toilettenbedienung wird nicht nur als Lachnummer verstanden. Ab der nächsten Nutzung wird kräftig am Schlengel gepumpt.

Heute ist Ausschlafen angesagt und das Frühstück für 08:00 Uhr angesetzt.

 

Ich werde morgens am 21.09.2017, bereits um 07:00 Uhr wach und nutze die frühe und einsame Stunde für ein kurzes Bad in der Bucht. Weiter als zum Bug schwimme ich nicht; denn es ist sehr kalt. Die Eimerdusche zum anschließenden Waschen auf dem Achterdeck läßt die letzte Müdigkeit entfliehen. Das Frühstück nehmen wir heute gemeinsam im Salon ein.

Ab 09:30 Uhr holen wir mit der manuellen Ankerwinde jeweils im 5 m Rhythmus die Kette zum Trocknen an Deck, bevor sie in den Ankerkasten läuft. Das Ankeraufmanöver ist eine viertel Stunde später abgeschlossn und wir verlassen unter Motor diese sagenhafte Bucht.

Nicht einmal der Nieselregen hält die Crew von der phantastischen Aussicht ab und alle  bleiben an Deck. Wir gehen aus den Schärengarten für eine knappe Stunde heraus und laufen über das Ostregatpat in den Lyngoldfjord wieder in den geschützten Bereich ein.

Mit dem Schiebewind lassen wir uns von dem Klüver antreiben und nach 1:35 Stunde ist der Motor still.

Im Schären Fahrwasser ist uns die Anspannung anzusehen. Ein Tatort kann nicht spannender sein als die Funningsholmene und andere Engstellen zu passieren. Weiter geht es im Kalvosund bis wir die Einfahrt in den Halsteinsundet vor dem Bug haben. Wir passieren die Tromoy Brücke und unser Hafen zum Anlegen liegt voraus.

Der Motor wird für das Manöver gestartet und das Segel geborgen. Ein freundlicher Stegnachbar nimmt die Achterspring an und wir beenden das Manöver mit einem WT an Deck. Der Gin ist leer. Heute sind wir nur  22 Seemeilen unterwegs gewesen.

Der Einkaufszettel ist schnell geschrieben und wir gehen in Arendal für die nächsten 4 Mahlzeiten einkaufen. Die Fleichpflanzen unter uns kommen auf ihre Kosten. Es gibt einen großen Schweinebraten für morgen Mittag und eine Hühnerbrust für ein Wokessen am Samstag. Die Preise im Supermarkt sind wie bei uns Zuhause. Auf dem Rückweg finde ich ein Haushaltswarengeschäft. Hier gibt es den Kleber für meine Stiefelsohle und ein preiswertes Messerset, das ich dem Peter spendiere.  

Die Backschaft hat einen Knobi (24 Zehen)-Zucchini-Nudelauflauf im Rohr. Der Duft zieht ungefiltert durch das Schiff. Bis auf den letzten Rest wird die Auflaufform ausgewischt. Es hat allen geschmeckt. Nach der Planung für die nächsten Tage haben wir ein langes gemütliches Zusammensein im Salon. Die ersten Crewmitglieder holen sich schon um 21:00 Uhr die fehlende Mütze voll Schlaf.