Arendal – Lyngor – Bovalstrand in Schweden 115 Seemeilen (22.09.-23.09.2017)
Mit dem richtigen Duschcode geht es heute Morgen in die Dusche. Hier in Arendal wird nicht geschlechtsspezifisch geduscht oder zur Toilette gegangen. Auf der Toilette gibt es nur ultraviolettes Licht und es ist gefühlte 40° warm. Wenn ich richtig informiert bin, wird das UV-Licht genutzt, um die Junkies vom Nadelstich abzuhalten. Die Vene ist bei dem Licht nicht zu erkennen, geschweige denn zu treffen.
Thomas ist mit dem Hafenmeister zum Gasflaschenfüllen unterwegs. Wir haben Glück. Der Adapter passt und wir können mit einer vollen Flasche in Reserve an Bord viel Kochen, Backen und Braten.
Nach dem ausgiebigen Frühstück, einem kurzen Stadtrundgang werden um 10:00 Uhr die Leinen losgeworfen. In dem engen Hafenbecken geht es mehrfach vor- und zurück bevor der Peter freie Fahrt voraus aufnehmen kann. Wir motoren den Tromöysundet in Richtung Brücke nordöstlich zurück und planen am Bodderdedysped wieder in das Skagerrak einzulaufen. So gewinnen wir 9 Seemeilen Höhe zur Windrichtung. Zwei Stunden später sind wir hier. Groß, Klüver, Besan werden gesetzt und der erste Kurs geht in Richtung Nordost. Das Riff kommt schnell näher und so gehen wir auf den Holebug in Richtung Nordspitze Dänemark. Der zunehmende Wind bekommt das erste Reff im Groß entgegen gesetzt. Zusätzlich setzten wir die Fock. Wir laufen mit 7,5 Knoten durchs Wasser. Oje, über Grund sind es 2 Knoten weniger. Also Strom gegen an! In der nächsten Wende sehen wir am Track vom Plotter auch den Versatz; 20°! Der Wendewinkel beträgt auf dem Plotter geschätzte 45°; dabei kann der Peter maximal 45° an den Wind hochgehen. Noch haben wir Internetempfang und holen uns über den Link vom BSH die Strömungskarten und den Tidenkalender von Kristiansand.
Wieder dazu gelernt. Hier oben in Südnorwegen gelten die Gezeiten und der verstärkt einsetzende Strom am Flaschenhals zwischen Ost- und Nordsee, der je nach Windrichtung sich in Stärke und Richtung unterscheidet.
Mit der nächsten Wende versuchen wir Weg nach Nordost zu gewinnen und schaffen es mit mehrmaligen Wechsel vom Hole- zum Bringebug in gut 4 Stunden und 24 Seemeilen Fahrt durchs Wasser gerade einmal 12 Seemeilen in Richtung Nordost zu erzielen. Was für ein Frust. Der ursprünglich angedachte Ankerplatz fällt der Zeit zum Opfer. Wir gehen wieder in den Schärengarten und tauchen in den Lyngorfjord ein.
Unsere Wache ist heute extrem kurz. Wachbeginn ist um 17:00 Uhr. Die Segel werden geborgen und unter Motor erreichen wir nach 39 Seemeilen und siebeneinhalb Stunden Fahrt den Steg vom Segelmacher auf Lyngor. Die Bucht und die Insel haben uns auf dem Hinweg schon gefallen und wurden für den Rückweg als Alternative ins Auge gefasst.
Der Sohn vom Segelmacher nimmt unsere Spring an und der Peter dampft hinein und wir fendern den Anleger um kurz nach fünf Uhr ab.
Mit GT aus dem Geheimfach vom Eigner wird der heutige Törn um 17:30 Uhr im Cockpit abgerundet und der gegen uns arbeitende Strom vergessen.
Die Liegebühr ist mit € 50,– die höchste des bisherigen Törns. Dafür sind die Duschen für 7 Minuten ausgelegt und im Preis enthalten. Wer braucht 7 Minuten zum Duschen?
Wie dem auch sei; Didi inspiziert den Ort und ich heize den Backofen auf. Es gibt den Schweinebraten auf Meersalz mit Rosmarin aus Mallorca (von Thomas eingeführt) für die B 12 Vitaminesser unter uns und Ratatouille an Reis für die Teilzeit Vegetarierer.
Gegessen wird um 20:00 Uhr; denn länger halten es Thomas und ich bei dem durch das Schiff ziehende Aroma aus dem Backofen nicht mehr aus. Nach der Planung für Morgen, es geht an die schwedische Westküste, verholen sich die ersten bereits um 21:00 Uhr in die Dusche oder in die Koje.
Samstag, 23.09.2017, sind die ersten Geräusche aus der Pantry bereits um 06:30 Uhr zu vernehmen. Es soll gleich nach der Körperpflege und gekochtem Kaffee losgehen. Wir wollen ein längeres Zeitfenster für den Gegenstrom haben. Es geht eine dreiviertel Stunde später bereits los. Thomas und Erich sind an Deck und wir anderen sitzen um den gedeckten Tisch. Heute ist Ingo wieder unter uns, es geht ihm besser. Er wünscht aus der Wache ausgeschlossen zu werden. Unsere Wache geht um 09:00 Uhr ohne Ingo ins Cockpit und übernimmt Kurs und Navigationsinformationen von Thomas. Der Wind kommt heute netterweise aus Nord mit 4-5. Mit 2 Wachen in der Übergabe an Deck binden wir das erste Reff ein. Wir sind mit 7-8 Knoten über Grund unterwegs. Den Strom merken wir hier draußen auf dem Skagerrak nicht. Frauke und ich segeln den Peter mit einem Schrick in den Schoten mit 90° in Richtung Westschweden. Nach 4 Stunden kommt die Ablösung mit eine Terrine warmer Ratatouille mit Reis an Deck, der uns von Innen aufwärmt.
Schweden kommt in Sicht. Wo ist die westliche Kardinaltonne?
Volle Konzentration bei der Einfahrt in den Schärengarten.
Hanneke und Christian finden in dem Labyrinth sicher die Einfahrt in den Mjölskärfjorden.
Der Anker fällt nach 76 Seemeilen um 18:40 Uhr auf 9 m Wassertiefe in der Mitte der Bucht.
Hanneke steckt 50 m Kette und wir buddeln mit Motorkraft den Anker in den Lehmboden.
Ein Kirchturm im Norden bietet sich zur Peilung an. Zum Sundowner bzw. als welcome drink gibt es heute wieder einmal GT in der Plicht.
Zum Abendbrot kochen Didi und Frauke ein Reiscurry mit Kokosmilch und Hähnchenfilet, das allen mundet. Unser Weinvorrat ist erschöpft und so öffnen wir den uns überlassenen Rum von Lutz. Mit Cola ist Captain Morgan nicht mehr der Schreck der Karibik; sondern unser Freund als Absacker an diesem Abend. Wie auf der Skihütte geht es heute wieder einmal früh in die Kojen. Um 22:00 Uhr ist es mucksmäuschenstill unter Deck.
Lieber Peter,
Es ist sehr schön euch von Land aus auf diese Weise zu begleiten.
Deine Berichte genieße ich umso mehr, als ich daraus lese, wie gut es euch geht.
Schön, dass ihr Gas gefüllt habt. Ihr würdet aber auch so eifrig kochen können. Hatte ich euch doch als gewissenhafter Reedereigeneraldirektor mit Gas für drei Wochen ausgerüstet.
Weiter viel Spaß. Ich freue mich schon sehr auf deinen nächsten Bericht.