In der neuen Heißzeit Teil 1

Diese Blogeinträge schreibe ich nach dem Törn. Deshalb kann ich in der chronolgischen Zeitabfolge bleiben und muss nicht „rückwärts“ schreiben.

Urlaub, Urlaub und 14 Tage frei. Kein Büro, keine Termine, Seele baumeln lassen…. Aber erst einmal 600 Km fahrn, fahrn auf der Autobahn…. Die Anreise geht am 09.08. staufrei an uns vorbei. Wir kommen abends vor Zehn im Heimathafen an, laden die Plünnen für die Kühlung und für das späte Abendbrot = Brotzeit mit Bier. Für Freitagmorgen habe ich einen Krantermin bei Wendel&Rados.

Freitag, 10.08.2018  der 1. Bordtag
Heute morgen fahren wir unter Motor an den Kran von Wendel&Rados in Greifswald. Der Windgenerator ist vom Hersteller zurück und kann eingebaut werden. Die Arbeiten sind schnell erledigt und wir können ohne lange Wartezeiten bei W&R wieder ablegen. 
Den Anleger bei 6 Beaufort von der Seite fahren wir im Heimathafen recht sportlich. Ich musste 2 m zu meiner Boxeneinfahrt gegenhalten, um mittschiffs zwischen den Pfählen zur Leinenübergabe gerade zum Stehen zu kommen.
Den Einkaufsplan haben wir geschrieben bzw. meine neue Excelliste für den Einkauf und den Speiseplan ausgefüllt.
Einkaufsliste – Wöchentliche Einkäufe1 Hier die Liste als PDF.
Mit dieser Liste möchte ich in Zukunft planen und bei Verlassen des Schiffes eine Inventur durchführen, um den Überblick nicht zu verlieren. Was ist noch an Bord, was fehlt und ist zum nächsten Mal mitzubringen bzw. einzukaufen. So geht es nun in den Aldi und anschließend in den Marktkauf. Der Kassenzettel wird ellenlang und 2 Wagen sind schnell gefüllt. Wir belohnen uns mit einem Fischbrötchen und kaufen für das Abendessen ein Fischfilet.

Mit 3 Transportwagen haben wir die Einkäufe schnell zum Schiff gefahren. Jetzt zur Mittagszeit sind noch keine Dauerlieger angereist. Alles ist für „die“ nur 14 Tage in den Schränken verteilt; schweres nach unten, leichtes nach oben und wir genießen unser Fischbrötchen im Cockpit und spülen mit Bier nach. Nun ist der Lagerraum für die Bordräder zu finden und auf zu klaren. Wohin damit? Auf den Heckplattformen stehen Sie beim Anlegen im Weg und behindern. Zusammen-gefaltet passt nur 1 Rad in die Backskiste. In die Achterkabine an Steuerbord kann ich beide Räder gefaltet von oben abstellen, besser gesagt abseilen, um meinen Rücken zu schonen. Es gibt nur keine sichere Befestigungsmöglichkeit und aufeinander können die Räder auch nicht liegen.  So kommen die Räder nun ohne Sattel und Vorderrad aber nicht gefaltet nebeneinander versetzt stehend zwischen Kühlfach und Achterschott an die Bordwand der Achterkabine an Steuerbord. Puh! Der Aufwand lohnt sich nur bei Liegezeiten von 2 und mehr Tagen, um die Räder aus dem „Keller“ zu holen. Abgestützt sind die Räder von den Segelsäcken und den Vorratskisten vor dem Umfallen gesichert.
Das Fischfilet (Kabeljau) gibt es heute an einem Linsencurry bei einem Sundowner Dinner im Cockpit. Der zunehmende Wind und die Wolkenverdichtung vertreiben uns aus dem Cockpit und der Nachtisch wird jetzt halt unter Deck verspeist.

Samstag, 11.08.2018 der 2. Bordtag
Bei dem aufziehenden Wetter und der Vorhersage von DP07 mit Starkwind und Sturmwarnungen für unsere geplante Route nach Schaprode; West 6 in Boen 7 und erst am Abend abschwächende Winde aus W um 4-5, entscheiden wir uns für den 2. Tag im Heimathafen zu bleiben. Ein Spaziergang nach Wieck bestätigt unseren Entschluß in Bildern.

Didi beschließt einen Bürotag einzuschieben und schreibt weiter an dem Handbuch zur Übergabe der Auftragsbearbeitung an unseren Firmennachfolger. Ich arbeite die to do Liste vom letzten Törn weiter ab, schlage das neue Passatsegel an, streiche weitere Holzteile mit Bootslack. Das Dinghi wird aufgepumpt und auf dem „Oberdeck“ fest gelascht. Am späten Nachmittag legen unsere Stegnachbarn Dagmar und Jens mit der Garlix, einer XP 44, an.

Die beiden haben vor 2 Jahren an der ARC Round the World teilgenommen. https://www.worldcruising.com/index.aspx

Wir kommen gleich ins Gespräch; denn Dagmar hat über diese außergewöhnliche Reise einen Blog geführt und nun bei Delius & Klasing ein Buch zur Fahrt veröffentlicht. https://www.delius-klasing.de/garlix-auf-grosser-fahrt-11428  Natürlich hat Dagmar ein Exemplar von – Garlix auf großer Fahrt: Die Welt umsegeln mit Fremden und Freunden – an Bord und so wechseln EURO´s gegen Buch den Besitzer. Ich bekomme den Bootsstempel samt Widmung in mein neu erworbenes Buch.
    

Webseite und Blog der Weltumsegelung:
http://sy-garlix.de/

Nach so vielen Erlebnissen und Erfahrungen, die Dagmar und Jens auf den fast 2-jährigen Törn mit einem „Regattaboot“ gesammelt, erlebt, beschrieben, dokumentiert und bebildert haben, freue ich mich schon jetzt auf die Lektüre. Dann muß Adler Olsen mit „Erwartung“ eben warten bis ich den Fall im Roman aufgelöst bekomme. Näher kann ich Weltumseglern im Heimathafen nun nicht mehr kommmen, quasi Bordwand an Bordwand.

Die Wetteraussichten für morgen verbessern sich zunehmend. Der Westwind mit 6-7 im Bodden soll bis morgen früh auf 5 Beaufort zurückgehen und auf Südwest mit Windstärke 5 drehen. Wir legen uns mit der Aussicht, morgen nun tatsächlich den Sommertörn zu starten, in die Kojen.

Sonntag, 12.08.2018  der 1. Segeltag
Wir haben den Wecker gestellt und begrüßen den sonnigen Tag. DP07  gibt um 07:45 einen aktuellen Überblick: W – SW 5-6 Seegang 1 m im Bodden.

Auf dem Rückweg vom Bad binde ich gleich das 1. Reff ein und hänge die Handtücher im Bad zum Trocknen auf. An der Reling stören sie bei dem Wind. Nach der Neun Uhr Brücke setzen wir noch im Ryck die Segel und nehmen Kurs auf die Tonne Greifswald, die wir eine dreiviertel Stunde später erreichen. Einen Hart am Wind Kurs in Richtung Strelasund möchte ich Didi am ersten Segeltag nicht zumuten. So machen wir es Ladylike und legen die Tonne Zicker mit 30° und später nach der Schüttstelle mit 40° an.
Auf dem tiefen Raumschotkurs bis Vor dem Wind Kurs kann ich das Passatsegel testen und mit den beiden Spibäumen trimmen. Es läßt sich sogar reffen bzw. mit den Bäumen einrollen. Ein Chapeau an den Segelmacher Radtke Segel in Greifswald Wieck. Das ist sein erstes geschnittenes Passatsegel bzw. Doppelgenuasegel mit einem Vorliek  / Keder. Das Segel kann ich auffalten, wie auf dem Foto oder aufeinandergelegt Am Wind oder bei Halbwindsegeln führen. In das Schothorn habe ich einen „Flaschenzug“ eingehängt damit die unterschiedliche Unter- und Achterlieklänge des inneren zum äußeren Segels ausgeglichen wird.

Jetzt sind nochmals 4 Leinen mehr, die zum Vorschiff geführt werden: 2 Topnanten und 2 Spibaumniederholer. Jetzt wird der Gang zum Vorschiff zum Balanceakt; bloß auf keine Schot oder Holer treten. Da rollen die Füße glatt rüber und ein Stolperer kann das Ergebnis sein.
Zwei Stunden nach unserer Entscheidung vor dem Wind abzulaufen machen wir in Gager fest. Fahrt über Grund wird mit 16,1 Sm auf dem Tracker angezeigt. So früh schon im Hafen liegend, nutzen wir den Nachmittag für eine Wanderung über das Mönchsgut.
       

Wieder zurück an Bord nutze ich die Restwärme im Motorraum um den Vorteig und später auch den Hauptteig vom Brot gehen zu lassen. Für das Abendessen wird der Ofen vorgeheizt und der Blumenkohlauflauf geht vor dem zu backenden Brot in die Röhre. Der Wettergott schickt uns für morgen fair winds. Vormittags aus Süd um 3 und später auf Ost mit 4-6 drehend sagt das Wetterfax am Abend. Mal sehen wie am Montagmorgen die Realität aussieht.