
Ich reise bereits am Mittwoch, 14.11.2018, an und umgehe den Rückstau der A-2, der bis auf die A-10 reicht auf der Spargelroute um Belzig bis Ludwigsfelde. Die A-2 ist ab Dreieck Werder komplett gesperrt. Dennoch schaffe ich es um 21:00 Uhr an Bord zu sein. Es ist wie im Wintercamping. Temperatur im Salon bei der Ankunft, siehe Foto.

Die Temperatur im Schiff ist nahe dem Nullpunkt. Mit der Ostseesonne und den Konvektoren kommt schnell Wärme ins Schiff. Willkommen in der Skihütte! Ich esse meinen mitgebrachten Caldo Verde zum späten Abendbrot und verhole mich früh in die Koje.
Donnerstag, 15. Maivember 2018
Der Wecker klingelt und ich stehe am Donnerstagmorgen auf und verzichte auf das erste Frühstück. Leinen los und auf zu Wendel&Rados (W&R) http://yachtausruester.de/ . Mein alter Plotter hat den Geist aufgegeben und die Flüssigkeit des Bildschirms läuft aus und hinein in das Herz des Plotters. Totalausfall. Willkommen im Club. Was nun? Das will ich mit Max von W&R klären und mir Vorschläge anhören.
Unter Motor geht es den Ryck in Richtung Greifswald. Ich bin gegen 08:00 Uhr am Steg und meine neue Ankerwinde und der Motorenservice sind vorbereitet. Die alternative Winde paßt nicht auf die bisherige Halterung. Also doch nochmal die Lewmar 100 pro bestellen und installieren. Das geht aber erst nach der Lieferung in 2 Wochen. Eine längere Kette, 60m, bestelle ich zur Anlieferung bzw. Abholung im März bei W&R.
Plotter: Es kommt ein zweiter Axiom 7 von Raymarine in den Kasten vom alten Simrad DS 34 an der Steuersäule. Der 9 Zoll Axiom passt leider nicht hinein. Empfang im Salon über das bordeigene WLAN per Tablet bzw. Surface. Der alte CX 34 wird ausgebaut und geht zum Ausschlachten=Schrott. Die Demo im Showroom von Max hat mich überzeugt. Einziger Wermutstropfen; ich brauche ein neues (kompatibles) Radar…! Im bundle sei es preiswerter; speziell zur boot kommen entsprechende Angebote. Max hält mich wegen der „preisgünstigen“ Bestellung auf dem Laufenden. Uwe F. läßt den Motorenservice durchführen. Spätestens beim nächsten Kranen 2020 zum Antifoulingauftrag soll ich das Getriebeöl wechseln, die Anoden austauschen und die Simmerringe ersetzen und das Getriebe checken lassen. Der Wasserabscheider im Vorfilter hatte es nötig. Der Filter war schwarz; er sollte weiß sein. Jetzt ist alles wieder Okay und es geht los zum Segeln. Die 13:00 Uhr Brücke wird nur für mich geöffnet. Ich werde sogar bei ROT durchgewunken. Die erste rote Ampel, die ich auf Weisung des Brückenpersonals verkehrswidrig passieren muss.
Draußen erwartet mich strahlender Sonnenschein und ein perfekter Segelwind aus SSO mit 3 Beaufort. Ich traue meine Augen nicht, als ich auf meine Segeluhr schaue, die unter der Sprayhood in der Sonne liegt. 23,5 ° C in der Sonne.
Es ist Maivember. Zur Kontrolle messe ich mit dem Handy nach. Tatsächlich 23° im geschützten Bereich in der Sonne. Vor der Tonne Greifswald fällt die Entscheidung. Es geht entweder nach Karlshagen oder Freest, je nachdem wie „Dunkel“ es wird. Ohne Simrad Plotter kein Radar und Empfang=Nachtfahrt unmöglich bzw. verantwortungslos. Es gibt zu viele unbefeuerte Tonnen im Fahrwasser. Nur der Raymarine mit AIS Signalen hilft mir heute weiter. Mal schauen, wie es weitergeht. Trotz der Temperaturen bin ich eingepackt wie beim Skilaufen: U-Hose, Lifthose und kurze Hose/Short als Scheuerschutz darüber. Schneestiefel an den Füßen und oben herum in 3 Lagen + Segeljacke und auf dem Kopf im Doppelpack.
Weiter geht es in Richtung Elsa- und Böttchergrund und dann in die Abzweigung zur Knackrückenrinne. Jetzt wird es „kalt“und es dämmert schon. Karlshagen ade. Der nächste anzusteuernde Hafen ist Freest. Ich melde mich bei Kirstin in der Bootswerft Freest an. Sie hält am Kran einen Liegeplatz für mich frei.
Uwe empfängt mich am äußeren Stegende und „leuchtet“ mir den Weg in der Dunkelheit zum Kranplatz. Er nimmt die Leinen an und den 5. Festmacher für die Steckdose. Feierabend, aufklaren und aufwärmen nach nur 17 Seemeilen um 17:00 Uhr. Wie dunkel es hier im Norden schon um fünf ist. Unser Lieblingsrestaurant hat Betriebsferien und anstelle in der Waterkant zu speisen, gibt es Barchfilets und Bratkartoffeln auf der genesis.
Freitag, 16. Maivember 2018
Der Handywecker scheucht mich nach zweimaligen Vorstellen (Ich betrüge mich gerne mit der Weckzeit) nun doch um 08:00 Uhr aus dem Bett. Nach der Dusche geht es zum Fischladen und in die Edeka.
Nachschub besorgen, ist angesagt. Das Frühstück wird aufgefahren und um 10:00 Uhr bin ich startklar. Für das Hafenentgelt, € 12,50, bekomme ich eine riesige Quittung im A-5 Format. Nach dem kurzen Smalltalk im Werftbüro geht es zurück an Bord und genesis wird zum Auslaufen aufgeklart. Unter Groß und Passatsegel geht es in Richtung Knackrückenrinne. Bei dem achterlichen Wind möchte ich heute nicht auf dem Vorschiff turnen und mit den Spibäumen kämpfen. Ich rolle das Passatsegel ein und unter Groß und der Dieselgeneua geht es platt vor dem Laken in Richtung Landtief.
Heute wird wieder für die Gaspipeline gebaggert und die Coastgard fragt mich am Böttchergrund wohin ich segeln möchte. Mein Ziel liegt nördlich vom Landtief und so (darf ich) passiere ich anschließend die Gefahrentonnen und richte den Kurs am Zwangsweg nach Reddewitz aus. An der Tonne Zicker ändere ich den Kurs in Richtung Vilm. Vielleicht gibt es im Stadthafen von Lauterbach Strom…?
In einem gehörigen Sicherheitsabstand umrunde ich Vilm südlich und westlich und richte nun den Kurs in den Stadthafen. Alle Stromkästen sind verriegelt; und in den Jaich Hafen will ich nicht. Also lege ich nach dem Spaziergang entlang der Stege wieder ab. Mittlerweile ist es 14:00 Uhr und es wird kühler. Unter Motor fahre ich den Tonnenstrich entlang in die Having und lege mich nach knapp 26 Sm an den Forellensteg. Mit dem Fernglas sehe ich mehrere Winterlieger, die an der Ste
ckdose hängen. Hier mache ich um vier Uhr fest und lege den 5. Festmacher für die Heizung aus. Ich verkrieche mich in die Skihütte und heize ein. Überall hängt Wäsche zum Trocknen und ich bruzzele an der Pantry mein Abendbrot. Die Wärme aus dem Motorraum wird ebenfalls genutzt.
Schnell ist die Hütte mollig warm und ich werde müde. Gute Nacht.
Samstag, 17. Maivember.2018
Es geht auch ohne Wecker und Frühstück. Die Segel stehen um 09:00 Uhr und ich rausche mit dem SSO bei 3-4 Windstärken aus der Having. Ha,ha, mit dem geplanten Frühstück unter Deck wird es nichts. Ich schiebe ab der Tonne Reddewitz Hoch Am Wind gewaltig Lage. Mittlerweile zeigt der Windmesser 5 Beaufort aus SO-SSO an. Da wird die Kocherei zur Artistik und Verbrennungsgefahren lauern an Pütt und Pann. Dann gibt es halt Yoghurt und eingerührte Müsli ohne Espresso, (der hätte hierzu eh nicht gepasst)
Ich bin nicht alleine unterwegs. Es gibt zwei weitere Segler im Kielwasser. Von Reddewitz bis zur Ansteuerung Greifswald vergehen keine 90 Minuten. Unterwegs daddle ich mit der Elektronik. Nun habe ich per Raymarine APP und dem bordeigenen WLAN Zugriff vom Smartphone auf den Raymarine Plotter. Ich brauche keine Tochtergeräte mehr unter Deck. Tablet oder Smartphone sind im Netz die zusätzlichen Anzeigeinstrumente und dabei noch „mobil“. Jetzt kann ich in der Koje den Kurs verfolgen und die Umgebung scannen.
Das Ziel rückt näher und um halb Zwölf liege ich in Wieck vor dem Hafenamt. Gurke öffnet erst um 12:00 Uhr. So kann ich die halbe Stunde in der Sonne nutzen und Aufklaren. Ich mache mich „stadtfein“ und gehe zum Essen ins Reusenhuis. Mit dem 13:00 Uhr Brückenzug fahre ich in den den Heimathafen und mache neben der Tankstelle fest. Es sind knapp 19 Sm im Kielwasser des Maivembertörns verwirbelt. Ein letzter Blick in den Spätherbst aus der Kuchenbude. Immerhin sind hier noch 13° C um den Sundowner zu geniessen. Danach ist Packen angesagt und genesis winterfest einzumotten. Für morgen früh hat sich O. zur MfG über Blabla angemeldet. Wir treffen uns am Busbahnhof um 09:00 Uhr und ich setze Ihn nach einer redseligen Fahrt an der U-Bahn in Tempelhof ab. Ein kurzer Stopp bei Didi in der Fewo (Sie braucht den Konvektor vom Schiff). Der Altbau in dem Sie im Moment wohnt, wird nicht warm. Nach dem gemeinsamen Mitagessen geht es in den Süden. Schnee und der erste Wintereinbruch sind in Nordbayern angesagt. Da will ich keine Zeit verschenken und breche vorzeitig auf. Vor dem Schneechaos treffe ich am späten Nachmittag Zuhause ein.
Bis demnächst, der Maivembersegler.