2018 hatten wir uns schon einmal angemeldet. Nur fiel das Seminar wegen (?) ins Wasser. Jetzt ist es soweit. Der Kurs findet statt und wir sind zur Boardingzeit am Sonntag vor Ort in Bremerhaven und bringen unsere Seesäcke an Bord der „Verandering“. (www.verandering.de)
Verandering heißt Veränderung. Der Name ist Verpflichtung. Verändert der Törn unser Wetterwissen. Verändern wir unsere Einstellung gegenüber dem Watt? „…Da geht noch Watt…“ beschreibt Maximilian Lessner in seinem neuen Buch zum Segeln in der Nordsee und macht Appetit auf MEER.
Das Plattbodenschiff ist über 120 Jahre alt und gehört der „Bremische Evangelische Kirche“. 80 t Gewicht, fast 25m lang und 5,46m breit. Mit 260m² Segelfläche, als Gaffelketch getakelt, und einer 190 PS starken Maschine sind wir für die Wattfahrt und durch den Jadebusen gut gerüstet. Ein Rundgang im Yachthafen „Im Jaich“ mit Toiletten-Code lockert nicht nur unsere müden Autobeine. Wir entdecken mehrere Winterlieger, die dieses Jahr im Wasser bleiben. Der Hafen ist auch mein Ziel für das Winterlager 2021/2022 im Wasser mit der genesis.
Plattbodenschiff „Verandering“
V eränderung auf deutschDecksimpressionen Die Nagelbank Mit Belegnagel
Klaus, unser Skipper, Veranstalter und Inhaber von bootsausbildung.com http://www.bootsausbildung.com begrüßt uns. Wir beziehen unsere Kabine und richten uns ein. In der nächsten Stunde kommen die weiteren Teilnehmer und die Mannschaft an Bord. In lockerer Runde lernen wir unsere Namen kennen. Wir sind 11 Teilnehmer und mit Dozent Kai, Smut Michel, Bootsfrau und Bootsmann, Skipper und Co-Skipper gibt es für jeden 16 Namen den neuen Gesichtern zu zuordnen. Bei den Männern ist es schwierig, haben doch alle mehr oder weniger viel Bart stehen. Mit Namensliste und Eselsbrücken klappt es bei den meisten. Michel, der Smut verwöhnt uns mit einem Kartoffelsalat und vielen Wienern aus der Kombüse. Der Rotweinschlauch wird in einem Fender „versteckt“ und als Manöverschluck mit einer Fendersocke getarnt. Es wird heute Abend spät und bis das letzte Schnarchkonzert abklingt, ist Mitternacht durch. Gut, das vorher die Ohrenstöpsel verteilt werden. Sie sind Inhalt des Willkommens-Paketes vom Veranstalter.
Törnplanung SOLL und späteres IST Vor dem Besanmast Einfahrt in die Schleuse Klüverbaum ist hoch und wir passen hinein
Montag, 07.10.2019: Bremerhaven-Spiekeroog (47,5 Sm)
Das Briefing für den Tag hat uns Klaus gestern nach dem Abendbrot mitgeteilt. Die Gezeiten bestimmen unsere Törnzeiten und heute Morgen ist Hochwasser. Die Schleusenöffnung wird per Funk vorbestellt und um 08:45 Uhr werden wir aus dem Hafen in die Weser entlassen. „…Wer will mal steuern?…“ fragt Klaus. Weil ich gerade hinten stehe und filme, sage ich nicht nein und übernehme für die nächsten 2 Stunden das Ruder und die Wache. 20 Umdrehungen sind erforderlich, um von hart Backbord bis hart Steuerbord das Ruder zu bewegen. Ich halte mich am rechten Rand des Fahrwassers zur offenen See und steuere mich nach und nach ein. Die Schlangenlinie wird langsam zur geraden Kielwasserlinie. Zur Peilung stehen genügend Tonnen am roten Rand und ich kann gut die übernächste und manchmal auch die über-übernächste ins Visier nehmen.
Seminarbeginn Roter Sand Segelsetzen Boots- und Steuermann Mikka
Vor dem Mittagessen beginnt das Wetterseminar mit den aktuellen Analysedaten vom DWD aus Nordeuropa (Siehe Blog Beitragsbild). Wir haben ein Lehrbuch-Tief südlich von Island mit einer Warm- und Kaltfront, das unser Wetter und unseren Törn für die nächsten Tage bestimmt und beeinflussen wird. Kai ist mit Beamer, Scanner, Laptop und 220V ausgerüstet und klärt mit seiner Powerpoint Präsentation uns Wetterlaien über die aktuelle Situation auf. Was hat es mit dem Tief auf sich? Wie entwickelt es sich? Welche Konsequenzen für die Törnplanung ziehen wir hieraus? Wir lernen heute nicht in der geplanten Gliederung des Wetterseminares, dafür aber hautnah und praxisbezogen an einer Ideal-Zyklone vor dem Bug. Welche (Wetterrouting-) Empfehlungen können wir dem Schiffsführer geben?
Okay, es geht auf die Nordsee und nördlich an Wangerooge und Spiekeroog vorbei um maximal West „zu machen“, bevor der Frontendurchzug den Wind auf West dreht. Unser (Wetter-) Ziel ist der Hafen von Spiekeroog geben wir an den Skipper weiter. Am Leuchtturm „Roter Sand“ unterbrechen wir zum Fototermin den Unterricht und setzen, -wenn schon alle oben sind-, gleich die Segel. Nach der eingeschobenen Mittagspause geht der Unterricht nahtlos weiter und Werte, die von Bord aus meßbar sind, werden in das (Wetter-)Logbuch übertragen: Windstärke und Richtung, Wolkenarten und Bedeckung, Wassertemperatur, Lufttemperatur, trocken und naß messen wir mit einem Aspirations-Hydrometer und bestimmen den Taupunkt und die Luftfeuchtigkeit. Den Luftdruck schreibt ein Barograph mit.
Prickenweg in den Hafen Verandering an der Mole Wie wird das Wetter heute…? Bei den Entfernungen sind diese Fahrzeuge nicht geeignet. Für die Insel aber ausreichend
Vor der Schule ist nach der Schule und so geht es nach dem Anlaufen von Spiekeroog mit dem Landgang weiter. Nach einem Anlegebier bzw. Wein ändern wir die Kleiderordnung. Raus aus der Seemannskluft hinein in den Freizeitlook. Wir tauschen den Seminarraum gegen einen ersten Inselrundgang aus und saugen die frische Luft auf. Bis zum Abendbrot haben wir frei. Es gibt mein absolutes Lieblingsessen – Hühnerfrikassee…, dem ich mich aus mir bekannten Gründen entziehe. Den anderen schmeckt es und der Smut hat noch von den gestrigen Wienern und Kartoffelsalat einen Rest für mich. Danke, Michel.
Heute Nacht werden keine Wälder abgesägt. Die Nachtruhe ist ohne störende Nebengeräusche. Klaus setzt zum nächsten Hochwasser die 2. Gangway in Betrieb und leuchtet ihr, vielmehr uns Nachtschwärmern mit einer Petroleumfunzel, den Weg sicher von und an Bord.
Gangway Funzel Muscheln satt Richtig so 1 Stunde Baden!? Wer schafft denn das? Brrh, wer will schwimmen gehen? Da kommt sie, die Kaltfront
Dienstag, 08.10.2019: Hafen- und Seminartag auf Spiekeroog
Seminarbeginn um 09:00 Uhr. Bei dem Wetter auch gut. Da schickt man keinen Hund oder Segler auf den Steg. Unser Anschauungsprogramm mit dem Durchzug der Warmfront und Nieselregen am Vormittag sehen wir uns lieber in der Powerpoint Präsentation von Kai an. Nach der Warmfront kommt die Kaltfront. Wir zeichnen heute unsere erste Wetterkarte mit H und T und t und h und verbinden die Punkte gleichen Drucks mit unseren Bleistiftlinien = Isobaren. Jetzt noch die Windpfeile mit Richtung, Stärke und Winkel zum Tief und Hoch eingezeichnet und der abstrakten Kunst sind elf neue Werke hinzugefügt worden. Übung macht den Meister – äh (Segel-) Meteorologen. Michel läutet zu Tisch. Die Kürbissuppe mit eingedrehten rechts- oder rückdrehenden Windpfeilen aus einem Klacks der roten Beetesuppe von gestern erinnert vom Ansehen schon an moderne Kunst. So oder ähnlich sehen unsere Wetterkarten im Moment noch aus. Aber nicht mehr lange. Der Nachmittags Unterricht wird gekürzt. Wir wollen zum Vortrag der Seenotretter und der beginnt zur Abendbrotzeit. Ergo wird alles 2 Stunden vorverlegt. Seminarende, Strandspaziergang, Ortsbesichtigung und Abendbrot. Es gibt Bollo mit viel Pasta. Mhmmm lecker. Anschließend geht es ins Dorf. Die einen gehen in den Vortrag, die anderen ins Wirtshaus. Ich hüte das Schiff und schreibe das gerade gelesene. Gute Nacht.
Mittwoch, 09.10.2019: Spiekeroog-Wangerooge (8 Sm)
Heute habe ich Backschaft. Allerdings nur Spül- und Tischdienst. Michel gibt den Kochlöffel nicht ab. So ist frühes Aufstehen angesagt. Ein Sprint zum Seglerheim; hier haben wir Zutritt und freie Duschen. Der Ableger um halb elf wird unter Maschine gefahren. Sicher ist sicher. Draußen auf der Nordsee bläst es mit 6. Wir gehen südlich der Insel in die Muschelbalje und nur mit der Fock gleiten wir vor dem Wind zur Dove Harle und grüßen die Seehunde. Neben der Hafeneinfahrt von Wangerooge lassen wir uns eine Seemeile vor dem Ort trocken fallen. Wir sitzen auf und unter uns läuft in den nächsten zwei Stunden das Wasser ab. Eine ganz neue Erfahrung mitten im trockenen Meer zu liegen. Ohne Anker sitzt die Verandering auf dem Sand. Stiefel aus, Hosenbeine hochkrempeln und hinunter ins Watt über die Bordleiter. Ich gehe einmal mit der Kamera um das Schiff und filme es aus der Perspektive.
Dove Harle Vor Wangerooge 1,50m 1,25m, 1m wir liegen. Gruß von Bord Fest „verankert“ liegen wir auf einer Sandbank Die Schraube liegt im Swimmingpool Da geht noch watt
Der Nachmittag im Watt wird neben dem Wandern mit einer Seminareinheit zum Wetter ergänzt. Selbst das Abendbrot, -ein leckerer Eintopf und zum Dessert kommen Himbeeren, Baisers mit Sahne geschichtet auf den Tisch-, verspeisen wir auf dem Trockenen. Nach sechs Stunden auf dem Wattankern schwimmen wir mit genügend Wasser unter dem Kiel wieder auf und verholen uns in den Hafen von Wangerooge. Neben den Bahngleisen gehen die Festmacher an Land und wir liegen um viertel vor neun fest vertäut. Unter Deck werden neue Spezialitäten aufgetischt. Wick Husten Bonbons mit Wodka gemischt und Salzlakritz in Wodka aufgelöst. Absacker sehen farblich anders aus, aber die Wirkung fällt gleich aus. Die Zuckerbomben verfehlen nicht ihre Wirkung und so landen wir alle früh in den Kojen.
Vor dem Trockenfallen Gleich sitzen wir auf Wattankern und Wattwandern Der nächste Seminarblock beginnt
Donnerstag, 10.10.2019: Wangerooge-Hooksiel (20 Sm)
Wir haben heute ein Geburtstagskind. Didi bekommt zum Frühstück einen geschmückten Platz mit Kerzen, Alufliegen, Geschenken von der Crew und vom Skipper und einen selbstgebackenen Kuchen. Trotz aller Glückwünsche und Erzählungen – die Tide wartet nicht. Um 10:00 Uhr sind wir bereits im Fahrwasser und überqueren das Wattenhoch an der Telegraphenbalje eine dreiviertel Stunde später.
Gestern Heute, Auslaufen Wangerooge Tolles Wetter Adieu Hafen Wo lassen wir den Anker fallen? Am Ostende von Wangerooge, vor der Bucht, die aussieht wie Zeigefinger auf Daumen Jetzt ein Schwimm(surf)brett haben Wir liegen direkt vor der Brandungswelle
Der Anker gräbt sich eine halbe Stunde später in Wangerooge Ost nahe der Tonne T14 in den Sand. Zwei Stunden Zeit für den nächsten Block Wetterkunde und eine Ingwer-Möhrensuppe zum Mittagessen. Das nächste Hochwasser läuft auf und wir bergen den Anker, umrunden das Minsener Oog und laufen in das Fahrwasser in Richtung Wilhelmshafen ein. Kaffeezeit und Segelzeit. Didi verteilt die Kuchen und den Kaffee an alle und wir gehen gestärkt zum Segelsetzen hoch. Die „Verandering“ braucht eine Mütze voll Wind. 80 Tonnen werden bei 6-7 Beaufort langsam beschleunigt und wir kommen auf 6 Knoten bei halben Wind. Whow, wir haben Schräglage und liegen mit 10-15° auf der Backe. Unser Zeitfenster für die Sonderschleusung vor Hooksiel schließt sich um 16:30 Uhr. Schade, schade, schade. Die Segel kommen herunter und unter Maschine geht es gegen an in den Vorhafen. Das Schleusentor ist bereits geöffnet und links und rechts verbleibt die berühmte Handbreit Platz zu den Schleusenwänden. Für die „Flußfahrt“ hat unser Smutje Lachshäppchen auf Kartoffelpuffer und Matjes auf Schwarzbrot vorbereitet. Eine halbe Stunde später liegen wir im alten Hafen von Hooksiel an der Kaimauer. Didi läuft in den Supermarkt und kommt mit 2 Flaschen Sekt zur Feier des Tages zurück. Der 5. Festmacher ist fast 100 m lang. Es werden alle Verlängerungskabel aus den Niederungen der Verandering geholt und bis zur nächsten Steckdose verbunden. Wir können unsere Handys, Tablets usw. laden und die Getränke kühlen. Die Sektrunde gibt es vor dem Abendbrot mit Szegediner Gulasch und Nudeln. Michel verwöhnt uns mit seinen Genüssen aus der Kombüse.
Die Wetter(Kalt)front ist im Anmarsch Zum Kaffee unter Deck Das Geburtstagskind verteilt die Kuchen Heute
Freitag, 11.10.2019: Hooksiel-Fedderwardersiel (15 Sm)
Unser Skipper verläßt für den heutigen Törn das Schiff und übergibt das Kommando an Nicolai. Mit dem beförderten Co-Skipper legen wir über die Achterspring nach dem Frühstück ab. Die Schleuse ist für 10:00 Uhr reserviert und pünktlich stehen wir vor dem offenen Tor. Mano Mann, ist das eng bei der Einfahrt und der Wind schiebt von hinten. Obwohl es vorwärts hinein geht, ist der Rückwärtsgang mit Fahrt zurück eingelegt. Nicolai fährt uns ohne Kontaktaufnahme mit den Schleusentoren hinein.
Nach der Schleusung halten wir uns südlich auf dem Jadebusen in Richtung Wilhelmshaven und motoren an den riesigen Öltanker Anleger vorbei. Kein Schiff ist am Anleger. Auch am Containerterminal sehen wir gähnende Langeweile und Leere. Kein Schiff liegt am Kai, kein LKW wartet auf Ladung, kein Gabelstapler fährt herum. Investitionsruinen…! Und das mit unseren Steuergeldern. Leider werden die Politiker, die das verursachen nicht in die persönliche (finanzielle) Haftung genommen. Anscheinend können sich Ministerpräsidenten o. a. mit diesen Pyramiden verewigen.
Es schüttet und schüttet. Wir stehen an Deck und warten auf die Kommandos zum Segelsetzen. Das erste Reff wird in die Fock eingebunden. Mittlerweile stehen wir vor der Kaiserbalje und die Schule brennt. Kai holt uns in den Seminarraum herunter. Bei dem Regen sind wir froh unten im Trockenen und Warmen unsere ersten Wetterkarten mit Isobaren zu zeichnen.
Die Crew setzt ohne uns die Fock und im Schiff wird es ruhig. Der Motor ist aus. Zur Mittagszeit passieren wir das Wattenhoch, ohne es zu sehen; denn die Wetterkunde endet eine halbe Stunde später. Gemeinsam stehen wir nun an Deck und bereiten die Einfahrt über den Prickenweg nach Fedderwardersiel vor. Mit Vor- und Zurück schleicht die Verandering in den Hafenschlauch. Das Schiff oder besser die Schiffsschraube dreht rückwärts rechts und versetzt das Heck gewaltig nach Steuerbord und der achterliche Wind verstärkt die Drehbewegung zusätzlich. So dauert der Anleger eine gefühlte halbe Stunde, bis mit Fahrt achteraus und kurzen Vorwärtsschüben die Verandering rückwärts geradeaus fährt. Wir legen mit der Schokoladeseite, Steuerbord, an und dampfen in die Achterspring. Zuschauer haben wir zur Genüge am Ufer, und ein freundlicher Helfer traut sich aus der Menge der Schaulustigen unsere Achterleine als Spring über den angewiesenen Poller zu legen. Der Rest ist Routine und um halb drei bittet uns Michel zu Tisch. Er hat aus den Resten der Vortage 3 (in Worten drei) Suppen gezaubert, die uns hungrige Mannschaft nach dem Anlegebier wohl bekommt und bis auf den letzten Löffel geleert wird.
3 Suppen und draußen schüttet es Wir liegen fest
Nicolai erklärt am OHP unseren Anleger und mit welcher Technik er diesen gemeistert hat. Chapeau! Von Hart Steuerbord bis Hart Backbord sind es 20 Umdrehungen des Steuerrades. Er hätte bei dem Manöver lieber eine Pinne gehabt, als die vielen Drehungen jeweils am Rad umzusetzen.. Er räumt nun das Pult für Dirk, der mit der Wetterkunde fortfährt. Wir hören Seewetterberichte ab und zeichnen mit den empfangenen Daten unsere eigene Bordwetterkarte.
Fedderwardersiel bei Ebbe 11.10.2019 Unser Handwerkzeug
Klaus kommt um acht zurück und übernimmt wieder das Kommando. Michel läutet zu Tisch und wir verputzen bis auf den letzten Krümmel das Chilie con Carne. Zum Nachtisch gibt es reichlich Vitamine in Form eines Obstsalates. Es wird heute auffallend früh ruhig im Salon. Es gibt auch kein Wetter zu berichten. So verholen wir uns bereits ab 22:00 Uhr in die Kojen.
Samstag, 12.10.2019: Fedderwardersiel-Bremerhaven ( 26,5 Sm)
Die Tide hat ihre Vorteile. Wir sitzen noch fest und haben erst ab 09:00 Uhr wieder genügend Wasser unter dem Kiel. Ausschlafen ist angesagt und ein spätes Frühstück am letzten Segel- und Seminartag. Zur Auflockerung machen wir einen Schiffsrundgang in Kleingruppen durch den Motorenraum und die Skippersuite. Bis auf den Durchgang von achtern in den Salon ist alles perfekt. Hier hinten im Heck und im Reich des Skippers ist ein weiteres WC, eine Spüle und Kocheinrichtung. Wie sah es hier wohl vor 100 Jahren aus? Die Verandering wurde nur zu dritt…!? gesegelt. Der Skipper und sin Fru, evtl. der Nachwuchs und ein Matrose sollen das Schiff alleine geführt haben.
Unter Segel in Richtung Bremerhaven Auf dem Plotter zu sehen Mit den Augen kontrollieren Zur Entspannung im Netz
Nach der Führung legen wir um halb elf ab und gehen über das Wattenhoch an der Kaiserbalje in Richtung Nordsee heraus. Wir segeln mit einem 4-5er aus SW raumschot nach Norden. Unter Deck ruft uns Kai zum letzten Seminartag an den Tisch. Wir zeichnen weitere Bordwetterkarten nach der heutigen Ansage vom DLF und üben uns nach dem Mittagssnack in der Törnplanung in unterschiedlichen Revieren. Mittendrin werden unsere Hände an Deck gebraucht. Wir halsen und weil es so schön war,-nein falsch war,- (die Luvdirk wurde nicht genügend gefiert) das ganze zur Übung noch einmal. Die zweite Halse stellt den Skipper zufrieden und wir planen unseren Törn unter Deck weiter. Kai hat Übungswetterkarten von den Ostertagen 2018 verteilt. Mein Törn geht von Skagen (DK) nach Kristiansand (N). Die Nachbarcrew segelt von Lelystad nach Den Burg auf Texel und die dritte Mannschaft segelt von Kopenhagen nach Rostock. Wir stellen unsere Törnplanung zum Abschluß vor, berichten vom Wetter unterwegs, Wolken, Wind und Richtung. Wie sage ich es meiner Crew? Oder besser, wie gewinne ich deren Zustimmung? Wann geht es los, welche Überlegungen liegen der Planung zugrunde, gibt es Alternativen oder einen Plan B?
Wieder in Bremerhaven Der Dozent hat Ruh´ Unserer Luftdruckkurve Am Stammliegeplatz festgemacht
Mit dieser Einheit wird der Schlußpunkt des Seminars gesetzt und wir bekunden unsere Zufriedenheit und den Beifall mit einem Klopfkonzert auf der Tischplatte.
Das Wetter wird auf das Deck gemalt Michel und seine zwei Flammen
„All hands on deck“ ruft der Skipper. Die Segel sind zu bergen und wir queren nun das Weserhauptfahrwasser unter Maschine. Die Schleusung in den „Neuen Hafen“ ist bestellt. Um 18:15 Uhr liegen wir in Berufsschiffermanier schräg in der Schleuse und brauchen nur eine Spring und bei Öffnung einen Schub Gas Voraus und die Schraube zieht das Schiff wieder in Geradeausfahrt. Kurz vor sieben liegen wir am Stammliegeplatz, machen Klar Schiff und lassen uns von Michel´s Labskaus verwöhnen. Für heute ist damit aber nicht genug. Es folgt eine Weinprobe aus dem Keller der Kombüse und Michel referiert über seine deutschen Bioweine, die er in „Grönland“ vertreibt.
Logbuch letzter Tag Michel
Am letzten Abend strapazieren wir unsere Lachmuskeln bei einen Spieleabend. Sybille kennt ein Spiel, das über Händeabklatschen vor und zurück um den Tisch geht. Klaus steuert ein Rhythmusspiel bei. Hier wird im Rhythmus des Klatschens ein Partner aufgerufen, der sich und den nächsten im Takt einbindet. Wer sich verzählt, verklatscht oder verspricht, ordnet sich am Ende der Bank wieder ein. Ziel ist es an die Stirnseite zu kommen, um Chef zu sein. Später wird das Spiel mit der Namensnennung verschärft. Nicht die Person, sondern der Platz erhält einen Namen. Aus Nicolai wird Jenny, aus Didi Rainer usw., wenn eine Person wieder zum Ende abrutscht. Es wird spät und weil wir morgen ausschlafen können, geht es erst nach Mitternacht in die waagerechte.
Am Sonntag klaren wir unter und über Deck auf, entsorgen den Müll und bringen unsere Plünnen von Bord. Es heißt Abschied nehmen von einer tollen Crew, die nie laut wurde und immer freundliche Kommandos gab (Ein Bitte, Danke usw. immer voranstallte oder anfügte) und den liebgewonnenen MitseglerINNEN.
Für die Statistik: 119,9 Seemeilen, davon 57,25 unter Segel und 62,65 unter Motor.